Tuesday, 7 July 2015

Das höfliche Schottland

Schotten erscheinen oft sehr viel freundlicher im Vergleich zu anderen Zeitgenossen. Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste ist schwieriger zu verstehen und hat was mit der britischen Mentalität zu tun. Briten sagen in den seltensten Fällen direkt, was sie denken. In der Regel verklausulieren sie, was sie zum Ausdruck bringen wollen, und das in einer Weise, die es für nicht Briten oft schwierig macht, zu verstehen, was wirklich gemeint ist. Eine Übersetzungstabelle für nicht britsche Englischsprachler verdeutlicht dies:



Wenn mein Boss mich morgens fragt, ob ich mich vielleicht um die Emails kümmern möchte, dann ist das nicht nur eine Frage, die ich nicht mit "nein" beantworten kann, sondern ich bin auch gut beraten, diese Aufgabe in der dafür vorgesehenen Zeit zu erledigen, neben den anderen anfallenden Tätigkeiten.

Anweisungen werden grundsätzlich in einer höflich, umschreibenden Form erteilt aber nie direkt. Ein "Ich möchte bitte die Formulare bis Mittag ausgefüllt auf meinem Tisch haben" wird nicht über die Lippen eines Schotten kommen.

Anstatt eines "neins" wird ein Schotte einem hundertausend Gründe geben, warum das von uns ersehnte jetzt gerade nicht so gut ist. Diese Gründe können dann schon mal albern sein, wenn es sich um ein persönliches Bedürfnis handelt und eine rationale Begründung nicht zur Verfügung steht. Wenn ich meinen Mann Sonntags fragte, ob er nicht noch ein wenig bei mir am Frühstückstisch verweilen könne, er aber in den Garten wollte, da hat er es schon fertig gebracht, an einem strahlend blauen Sommermorgen zu sagen, dass er das Grass schneiden muss, bevor der Regen kommt und die Sonne unter geht.

Der andere Grund, warum es für Schotten tatsächlich einfacher ist, zu Fremden freundlich zu sein, ist die dünne Besiedlung Schottlands. Wenn man in Köln auf der Schildergasse auf dem Weg zum Einkaufen jedem ein freundliches "Hallo" sagen sollte, dann käme man nicht mehr zum Einkaufen.

In Schottland auf dem Land ist das anders und nach kurzer Zeit kennt man, wenn nicht alle Namen, so doch jedes Gesicht, dass einem dort begegnet.

So sind es denn die Umstände, die dazu beitragen, aus Schotten so angenehme Zeitgenossen zu machen.


Ceilidhs - die Kunst des schottischen Tanzens


Ceilidhs machen einfach nur Spaß und eigentlich bräuchte man nicht mehr dazu zu sagen. Wer die Chance hatte, zu einem richtig schottischen Ceilidh zu gehen, weiß was gemeint ist.
  

Scottische Scouts z. B. organisierten solche Tanzvergnügungen auf der Haarlem Jamborette 2015 in Holland:



Für all anderen möchte ich Iain Banks zitieren, der in seinem Roman Stonemouth den Ceilidh so akkurat beschrieben hat, dass dem nichts anderes hinzu zu fügen ist, außer vielleicht wann und wo Ceilidhs statt finden. Aber zunächst der Auszug aus Iain Banks Stonemouth:



Die Ceilidh Band war dabei das Equipment aufzubauen: schlecht gelaunte Typen so etwa in meinem Alter in schwarzen Kilts, Dreadlocks und klobigen Schuhen.

Sie nannten sich Caul of the Wild und wahren vermutlich sauer, dass sie nicht als erste an Red Hot Chilli Pipers gedacht hatten. Später würde es eine Disco geben, aber davor würde die Art von Juhuu, schwing-deine-Großmutter-bei-ihrem-Zeh Zeug stattfinden, welches bei der Art von Tänzen vorausgesetzt wird, die sie in den Schulen in dieser Gegend lehren, mit so anregenden Titeln wie Eightsome Reel (Runde für acht Personen), Dashing White Sergeant (Fescher, weißer Unteroffizier) und Strip the Willow (Schäle die Weide).



Vollblut Scottish Country Dancing bietet ein akustisches und visuelles Spektakel, das nichts für schwache Nerven ist. Abgesehen von einigen sanften Tänzen, wie der St Bernhard's Waltz (St Bernhards Walzer) - die im wesentlichen für Opas und Omas sind, damit sie sich gegenseitig über die Tanzfläche schieben und dabei frühere, glorreiche Zeiten wieder aufwärmen können, während alle anderen an die Bar gehen - ist das alles ziemlich verrücktes Zeug, betrunkene Leute, die an eine Meute sich drängelnder Rugby Spieler erinnern, wirbeln durch den Raum in zunehmend fragmentierten Haufen und versuchen sich daran zu erinnern, was zum Teufel als nächstes dran ist.



Der Gay Gordons (fröhliche Gordons) ist im Grunde genommen choreographiertes Chaos und ein Eightsome Reel ist ein geistesgestörter Marathon der einen Dr Titel im Tanzen voraussetzt. Zweihundertundsechsundfünfzig Takteinheiten

von herum sausen, rückwärts gehen, drehen, hopsen, pas-de-aufbauen, hüpfschreiten, aufeinander-folgend-Partner-tauschen-bis-du-wieder-bei-dem-bist-mit-dem-du-angefangen-hast Musik ist normal, aber der echte Eightsome dauert vierhundertvierundsechzig Takteinheiten, und egal wie fit du am Anfang bist, es ist immer schrecklich gut, zum Ende zu kommen.



Der Anlass für den Ceilidh in Stonemouth war eine Hochzeit. In den allermeisten Fällen ist es jedoch eine Veranstaltung für einen guten Zweck. Das sind oft "bring your own" Ceilidhs, wo man sich seine eigenen Erfrischungen mitbringt (alkoholische und nicht alkoholische Geträmke, sowie Knabbersachen), obwohl bei einigen Ceilidhs nicht alkoholische Erfrischungen angeboten werden, die manchmal im Eintrittspreis enthalten sind und manchmal nicht. 

Es empfiehlt sich auch, einzelne Pfundstücke mit sich zu führen, für Raffle tickets (Lottery lose) und die gelegentliche Flasche Whisky, die es hin und wieder zu gewinnen gibt.


Dabei versucht jeder nach Belieben sein Pfund so nah wie möglich an die Flasche zu bringen und man hat so viele Versuche hat wie man Pfundstücke in der Tasche hat.



In Huntly tanzen die Leute auch schon mal auf der Straße






Während des Sommers veranstaltet die hiesige Touristenorganisation Ceilidhs

und im Herbst gibt es den Halloween Ceilidh in Huntly....


 ....wo tanzen mit einem Baum die Dinge noch ein wenig komplizierter machen kann